Ob man ihn liebt, hasst oder sich nicht ganz sicher ist, eines muss man Donald Trump lassen: Er war eindeutig der bessere Verkäufer. Wir halten uns zwar für rational und vernünftig, sind es aber nicht. Wenn wir Entscheidungen fällen, so wichtig und relevant sie auch sein mögen, tun wir das zuallererst emotional. Wir interessieren uns erst im zweiten Schritt für die Ratio. Das hat Donald Trump genutzt. Er hat nicht wie Hillary Clinton auf fachliche und rationale Argumente gesetzt, sondern auf die Emotionen.
Die beiden stärksten Emotionen, die Menschen in Bewegung setzen und damit auch zur Wahlurne bewegen, sind Schmerz und Freude. Allerdings ist das Bedürfnis, Schmerz zu vermeiden immer größer, als der Wunsch, Freude zu erlangen.
Zuerst wollen wir weg von etwas. Auf diese Karte hat Trump gesetzt. Er versprach Veränderungen und hat damit ins Schwarze getroffen. Er baute Hoffnungen und Erwartungen auf, ohne dabei konkret zu werden. Brauchte er auch nicht. Denn in dem Moment, in dem wir weg vom Schmerz wollen, und in dem uns etwas versprochen wird, was wir haben wollen, interessieren wir uns nicht für rationale Argumente. Wir hinterfragen nicht mehr. Wenn es dir richtig elend geht und jemand sagt: „Komm, ich helfe Dir.“ hinterfragst du nicht groß, du nimmst dankend die Hand.
Auch, wenn viele Amerikaner Donald Trump innerlich abstoßen finden, ihn vielleicht sogar hassen, all das sind Emotionen. Und Emotion schlägt immer die Ratio. Trump hat sich mit seinen vielen Entgleisungen und Fehltritten angreifbar gemacht und damit gleichzeitig menschlich. Er war eine viel bessere Projektionsfläche als Clinton. Wir können uns eher mit einem Kotzprotz ohne konkreten Plan und mit Fehlern identifizieren, als mit einer glatten, kompetenten, sich nie so wirklich hinter die Fassade schauen lassenden Perfektionistin. Je greifbarer und menschlicher uns jemand scheint, umso mehr fühlen wir uns zu ihm hingezogen.
Und es kommt noch etwas dazu: Einem Trump traut man nahezu alles zu, sein Verhalten oder seine Aussagen können irgendwann keinen mehr wirklich erschüttern. Wir haben unser Bild, er ist halt so und damit fertig. Das macht ihn authentisch und man nimmt ihm vieles nicht so übel wie einer Hillary Clinton, die plötzlich mit einer E-Mail-Affäre an ihrem eigenen Image kratzt. Bei Donald Trump spürte man den Menschen, bei Hillary Clinton die Maske.